Segeln auf der Nordsee und Wattenmeer in Holland 15.07. - 05.08.2005


Ausgangspunkt für unseren 3-wöchigen Törn war Lemmer.

Ca. 200m vom Stadt-Hafen entfernt gibt es einen Supermarkt, welcher sich hervorragend eignete, unser Schiff für die dreiwöchige Reise zu verproviantieren.

In unserer gecharterten Bavaria 32 gab es genügend Platz, um alles sorgsam zu verstauen.

Unser Plan sah vor, dass Ijsselmeer über Enkhuizen, Edam und Volendam nach Amsterdam zu überqueren. Das Wetter spielte mit und bescherte uns anständigen Wind. Von Amsterdam ging es nach ein paar Tagen Aufenthalt im Six-Haven, den Nordseekanal Richtung Westen nach Ijmuiden.

Ijmuiden ist eines der Tore zur Nordsee in Holland. Der Hafen "Seaport Marina Ijmuiden" ist sehr gut ausgestattet und verfügt über Strom, Wasser, sehr gute Sanitäreinrichtungen, einen Marine-Zubehör, Supermarkt und Restaurants. Für diversen Bedarf, bevor es auf „große Fahrt“ geht, ist an diesem Hafen gesorgt. Mit Bussen erreicht man Ijmuiden-Stadt und Harlem.

Ein Blick auf den Hafen.

 

In den Tagen, welche wir zuvor in Amsterdam verbracht haben, wurde im Hafen eine Sturmwarnung, mit Windstärke 7 auf der Nordsee, für auslaufende Sport-Boote ausgegeben.

Unsere Wettervorhersage für den Tag lautete: Tief über England, Bewölkung, Windstärke 3-4 aus Nord-West und Temperaturen zwischen 18-23 Grad-Celsius.

Die Wellen der Nordsee, welche sich in den vorherigen 3 Tage aufgebaut haben, spürten waren noch deutlich zu spüren. Unser Schiff stampfte sich erfolgreich durch die Hafenausfahrt. Dann wurden die Segel in das Reff 1 gesetzt, um die ca. 30 sm zum Leuchtturm von Den Helder, mit einem Kurs von 10 Grad, zu bewältigen.

Der ideale Zeitpunkt zum Ablegen ist 1h vor Einsetzen der Flut in Ijmuiden.

Bei Flut strömt die Nordsee von West nach Ost und für uns ideal in das Wattenmeer ein. Als wir die ersten Tonnen zur Einfahrt am Wattenmeer vor der Insel Texel erreicht hatten, sahen wir deutlich die starke Strömung, nach richtiger Berechnung, in Fahrtrichtung. Laut Karte strömt das Wasser ca. 5h vor Hochwasser mit 3 Knoten. Das Befahren des Wattenmeer mit halbem Wind und Strömung von Hinten war im Gegensatz zur rauen Nordsee sehr entspannend.

Wir steuerten zielsicher den Hafen Oudeschild auf Texel an und wurden sogar von einer vorbeiziehenden Robbe begrüßt.

Der Hafen bietet ausreichend Liegeplätze mit Stromanschlüssen und Wasserversorgung. Ein kleiner Supermarkt versorgt in der Saison täglich von 08:00 bis 21:00 Uhr mit dem Notwendigsten. Besonders zu empfehlen sind die frisch gebackenen Brötchen, neben einer Ausleihstation für Fahrräder.

Luftaufnahme vom Hafen in Oudeschild auf Texel.

Vor Ort gibt es diverse Restaurants und Shops. Das Hafengebäude verfügt über moderne Sanitäranlagen sowie Waschmaschinen und Trockner. Ein Internetanschluss ist ebenso, für etwas Kleingeld, verfügbar.

Eine Radtour über Texel ist sehr zu empfehlen, verbunden mit einem Besuch des größten Ortes der Insel „Den Burg“, der Robbenstation „EcoMare“, den Flugplatz auf Texel und vom Leuchtturm zurück über den süd-östlich gelegenen Damm zum Yachthafen.

Östliche Spitze von Texel aus der Luft.

Von Texel geht es um die Westspitze der Insel wieder raus auf die Nordsee. Es liegen ca. 25 sm Nord-Ost-Kurs vor uns. Ziel ist der Hafen von Vlieland. Wir legten in Oudeschild eine Stunde vor Hochwasser ab um mit der Ebbe-Strömung noch aus dem Wattenmeer zu segeln. Mit einsetzendem Hochwasser war die Strömungsrichtung wieder identisch mit unserem Kurs. An der Höhe des Leuchturm Texel empfehle ich die nördliche Gefahrentonne an der Steuerbordseite liegen zu lassen. Die Einfahrt in das Wattenmeer zwischen Vlieland und Terschelling ist ausgetonnt und führt unter engem Tonnenabstand direkt zum Hafen.

Hafeneinfahrt von Vlieland.

Es wird empfohlen, vorher mit dem Hafenmeister Kontakt aufzunehmen, um sich nach freien Liegeplätzen im Hafen zu erkundigen. Dieser Hafen ist häufig innerhalb der Saison aus Kapazitätsgründen geschlossen. Strom, Wasser sowie Sanitäreinrichtungen sind vorhanden. Meine Empfehlung ist, ein Y-Kabel oder Verteiler mitzuführen, um sich mit seinem Nachbarn den Stromanschluss zu teilen.

Siebener-Päckchen sind im Hafen keine Seltenheit.

Oost-Vlieland ist der einzige Ort auf der ca. 20km langen und 2 km breiten Insel. Vom Hafen sind es bis zum Ortskern nur 500 m. Am Ort gibt es einen Fährhafen und in der Dorfstraße tummeln sich Restaurants und Läden aller Art, auch ein Internet-Shop ist verfügbar. Der Rest der Meeresinsel besteht aus Dünen, Wald und Wiesen. Auf dem 12 km langen Sandstrand verlieren sich die Touristen, welche nicht mit dem Auto anreisen dürfen. Bei guter Sicht lassen sich Seehunde auf der nahe liegenden Sandinsel "Richel" beobachten. Wir konnten am Abend eine Kolonie bei Ebbe bewundern.

Unser Törn von 12 Seemeilen durch das ausgezeichnet betonnte Wattenmeer führte uns von Vlieland nach Terschelling. Schon von weitem erkannten wir den "Brandaris", den 54 m hohen Leuchtturm, welcher direkt im Zentrum von West-Terschelling steht und dessen Lichtsignale bis zu 40 km weit zu sehen sind.

Wir steuerten den einzigen Yachthafen in West-Terschelling an.

Die Mitnahme des PKW's ist auf dieser Insel gestattet, daher verbringen vor allem holländische Touristen auf Terschelling ihre Ferien und reisen mittels Fähre an. Durch den 30 km langen Sandstrand, welcher Stellenweise bis zu 500 m breit ist, verteilen sich die vielen Besucher der Insel bei sonnigen Wetter problemlos, so dass für vielerlei Aktivitäten am Strand noch genügend Spielraum ist.

Mit einem geeigneten Schiff und der richtigen Wetterlage ist es natürlich auch möglich, eine ruhige Bucht im Wattenmeer zu finden. Bei Ebbe fällt das Schiff dann trocken und der Strand befindet sich unmittelbar vor der Badeleiter.

 

Der nächste Hafen am Festland ist der von Harlingen. Die kleine Seefahrerstatt mit den alten Lagerhäusern ist heute der wichtigste Fährhafen nach Terschelling und Vlieland. Sowie Ausgangspunkt zu Fahrten auf das Wattenmeer.

Die Einfahrt in den Hafen ist wie das gesamte Wattenmeer sehr gut ausgetonnt. Bei ruhigen Wetter sind die Tore geöffnet und die beiden Brücken werden zur Einfahrt in den Vorhafen regelmäßig bedient. Die Brücke zum Stadthafen wird am Tage um viertel nach sowie viertel vor geöffnet.

 

Der Stadthafen von Harlingen.

Von Harlingen sind es ca. 10 sm nach Kornwerderzand durch den Boontjes Strom. Bei einem Tiefgang unseres Schiffes von 1,50m ist das Befahren möglich. Zwischen den Tonnen ist in den Seekarten eine Tiefe von 1,6m verzeichnet. Die beste Zeit um mit dem Strom diese Route von Harlingen nach Kornwerderzand zu passieren ist bei einsetzender Ebbe.

Kurz vor dem erreichen der Lorenzsluizen in Kornwerderzand verabschiedete sich liebevoll eine Robbe durch kurzes Auftauchen von uns. Den Schleusenmeister haben wir auf Kanal 18 über UKW-Funk erreicht und freundlich darum gebeten, uns in das Ijsselmeer einzuschleusen.

Als Tipp für einen eventuellen Start zu einem ausgedehnten Törn in das Wattenmeer möchte ich die Marina Makkum empfehlen. Eine Exzellente Anlage mit Wasser und Strom an jedem Liegeplatz. Sauberen und großzügigen Sanitäreinrichtungen, Spielplätze und Pool für Kinder sowie einen Supermarkt auf dem Gelände mit ehrlichen Preisen und in der Saison 7 Tage die Woche geöffnet.

Zusammenfassend möchte ich als begeisterter Segler feststellen, das sich Holland als eine der ältesten Seefahrer Nationen, bestens eignet dieses Hobby zu frönen. Moderate Liegeplatzgebühren in urgemütlichen Häfen und Städtchen. Hervorragend betonnte Wasserstraßen, Schleusen und Brücken, welche zu X-beliebigen Zeiten freundlich bedient werden.

Eine Ausfahrt auf dem Ijssel- oder Wattenmeer als auch auf der Nordsee kann sich sehr schnell zu einem anspruchsvollen ja sogar gefährlichen Törn entwickeln, da hier das Wetter z.B. unter schnell heranziehenden Tiefdruckgebieten umschlagen kann. Dazu kommt die Berücksichtigung der Gezeiten, dessen Strömungen auch über 3 Knoten verursachen. Dies erfordert ein gewisses Maß an Erfahrung sowie der entsprechenden Navigations- und Sicherheitseinrichtungen an Bord.



Für weitere Informationen stehe ich gern zur Verfügung.
Email: frank.reinecke@email.de

© by Frank Reinecke 2005


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